Über 200 Jahre Freimaurerei in Soest – eine bewegte Geschichte von Gründung, Verfolgung und Neuanfang
Die Soester Freimaurerloge „Zur Bundeskette" blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Sie wurde im Jahr 1808 von sieben engagierten Brüdern gegründet und am 24. Juni 1808 durch ein offizielles Konstitutionspatent der Großen National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln" anerkannt. Noch im selben Jahr, am 2. November, fand die feierliche Tempelweihe im historischen „Tangen", dem v. Michel'schen Haus am großen Teich in Soest, statt.
Das Logen-Bijou – unser Erkennungszeichen – zeigt zwei durch eine Kette verbundene Säulen mit einem Rauchaltar in der Mitte. Die Umschrift „Unzertrennlich" steht für die tiefe Verbundenheit der Brüder. Auf den älteren Exemplaren befinden sich auf der Rückseite zusätzlich die drei Globen der Mutterloge.
Logen-Bijou „Zur Bundeskette"
Nur wenige Jahre nach der Gründung – am 19. April 1813 – wurde die Loge auf Anweisung der französischen Besatzungsbehörde zur Auflösung gezwungen. Doch noch im selben Jahr, nach der Völkerschlacht bei Leipzig, nahmen die Brüder am 23. Oktober 1813 ihre Arbeit wieder auf.
Eine weitere Unterbrechung folgte zwischen 1846 und 1850. In dieser Zeit wurde sogar über einen Zusammenschluss mit der Loge „Zum Hellen Licht" in Hamm nachgedacht – doch dieser Schritt wurde letztlich nicht vollzogen. Ab dem 4. Mai 1850 wurde in Soest wieder regelmäßig gearbeitet.
Nach mehreren Umzügen konnte die Loge 1873 ein eigenes Haus erwerben. Mit dem Wachstum der Mitgliederzahlen folgte 1907/08 ein größerer Saalanbau – ein Zeichen der positiven Entwicklung und der tiefen Verwurzelung in Soest.
Historisches Logenhaus (1873)
Doch dunkle Zeiten brachen an: Ab 1930 erschwerte die wachsende Ablehnung durch nationalistische und nationalsozialistische Kreise die Arbeit erheblich. Aus Angst vor Repressionen traten viele Brüder nicht mehr öffentlich in Erscheinung. Mit dem Verbot aller Freimaurerlogen im Jahr 1935 wurde auch die Soester Loge zur Selbstauflösung gezwungen.
Die letzte reguläre Arbeit fand am 29. Juni 1935 statt. Wenig später wurden sämtliche Logenunterlagen und die wertvolle Bibliothek beschlagnahmt. Das Logenhaus musste an die Stadt Soest verkauft werden und wurde fortan von der Hitlerjugend genutzt.
Trotz der Gefahr hielten elf Brüder in der Zeit des Nationalsozialismus ihre brüderliche Verbindung aufrecht – sie trafen sich regelmäßig im Soester Hotel Overweg.
Schon im November 1945, wenige Monate nach Kriegsende, wurden erste Schritte zur Wiederbelebung der Loge eingeleitet. Die erste reguläre Tempelarbeit nach dem Krieg fand am 13. Februar 1947 statt.
Im Jahr 1950 sprach das Landgericht Arnsberg der Loge ihr ehemaliges Haus – zwischenzeitlich als Kindergarten genutzt – wieder zu.
Seit über 200 Jahren steht die Loge „Zur Bundeskette" fest auf dem Fundament der freimaurerischen Werte: Humanität, Toleranz und Brüderlichkeit.
Unsere Geschichte zeigt: Trotz aller Herausforderungen blieb die Bruderschaft stets lebendig – getragen von gegenseitigem Vertrauen, Mut und dem unermüdlichen Einsatz für eine bessere Welt.
Unsere Geschichte ist vielschichtig - erfahren Sie mehr über die verschiedenen Aspekte unserer über 200-jährigen Tradition.